Im Frühjahr bin ich eher durch Zufall nach Namibia und Südafrika gereist. Man fragt sich schon, wie einem soetwas zufällig passieren kann. Man steigt vielleicht durch Zufall in die falsche U-Bahn ein oder trifft zufällig jemanden auf der Strasse, den man schon lange einmal wiedersehen wollte. Aber durch Zufall in den Süden Afrikas? Doch so war es.
Ich hatte wenig Ahnung, was mich erwartete. Es wurde dann eine überwältigende und die bislang aufregendste Reise meines Lebens.
Ich muss ausnahmsweise einmal etwas abschweifen. Für die Ungeduldigen geht es direkt zur Beschreibung des
Cafés.
Plädoyer für die Wildnis
Namibia hat überwältigend schöne Natur, Berge, Wüste, Sumpf und Savanne, das Meer. Die Tierwelt ist unvergleichlich reich. Die Erhabenheit der Löwen, Giraffen, die Anmut der Impalas, Oryx, Gnus und Kudus. Zebras, Strausse, Geier, Pelikane, Delfine. Das hatte rein gar nichts von Zoo. Sie in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten, hat mich demütig gemacht als Mensch. Dort wird einem klar: diesen Tieren gehört die Welt, mehr als uns Menschen. Sie bewegen sich darin mit einer solchen Nonchalance, die wir Menschen nie erreichen werden.
Der Schmerz ist groß, als wir nach solchen Tagen in der Natur erfahren, dass Wilderer in der Nacht neun Rhinozerosse getötet haben. Die Zeit dieser Tiere ist endlich, das spürt man. Ihr ärgster Feind sind Menschen, die glauben, dass durch die Einverleibung etwas von der Kraft der imposanten Tiere an sie übergeht. Eine durchaus nachvollziehbare Vorstellung. So wie alte Menschen sich gerne in der Nähe von jungen aufhalten, um etwas von ihrer jugendlichen Energie abzusaugen. Aber würde man deswegen töten? Die Zeiten von Hemingway und Francis Macomber sind ebenfalls unwiderbringlich vorbei. Die Tiere können trotzdem nicht gewinnen gegen uns. Wir müssen sie schützen. Deshalb, fahrt hin, nehmt vor allem eure Kinder mit. Schaut und es wird eure Einstellung zur Natur sowie zur Menschheit ändern. Dann helft den Tieren, durch Spenden an lokale Projekte, nachhaltiges Reisen… Denn diese Tiere und die rote Erde können und werden sonst nicht überleben.
Hello White
Die Menschen rufen „Hello White“ hinter uns her, einige sprechen uns auf deutsch an. Auch das war mir erst nicht so bewusst. Namibia war eine der wenigen deutschen Kolonien. Manch altertümlich Deutsches hat hier überlebt. Strassennamen wie aus dem Kaiserreich. Deutsche Cafés mit der Anmutung der 60er Jahre. Wie aus der Zeit gefallen. Also eine Fundgrube für mich.
Swakopmund
Swakopmund ist eine Art deutsches Seebad vom Ende des 19 Jahrhunderts am Rande der Namib Desert. Pastellfarbene Häuser aus der Kaiserzeit tragen Aufschriften wie „Altes Amtsgericht“, „Bibliothek“. Deutsche Straßennamen. Das Café Anton. Trotz unseres straffen Zeitplans schaffe ich es dorthin.
Café Anton
Das Café Anton liegt am Rand der Altstadt mit Blick aufs Meer. Seit seiner Gründung im Jahr 1965 ist es im Familienbesitz. Innen ist die Zeit stehengeblieben. Kaffehautischchen, Wandgemälde von Stadtansichten am Niederrhein, Blumenbänke und eine große Auswahl an typisch deutschen Kuchen. Untergebracht in einem durchaus ernst zu nehmenden Gebäude aus den 60ern.
Das Publikum ist gemischt. Kaffee und Kuchen scheinen hier auch eine nachmittägliche Tradition. Irgendwie eine skurile Kombination.
Schwarzwälderkirsch-Torte
Ich entscheide mich für den Klassiker, Schwarzwälderkirsch-Torte. Sie schmeckt ok, aber ich habe schon bessere Torten gegessen. Jedoch die absurde Situation eines deutschen Cafés, das seit 1965 nicht verändert wurde auf der anderen Seite der Weltkugel in Afrika im Jahr 2017, allein das zählt. Großartig!
Café Anton
Im Hotel Schweizer Haus
Bismarck St. 1
Swakopmund
Namibia
Flug München – Johannisburg – Windhoek
über B1 nach Okahandja und weiter die B2 nach Swakopmund
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